Friseursalon Übler in Illschwang: eine Ära geht zu Ende

Friseursalon Übler in Illschwang: eine Ära geht zu Ende

70 Jahre lang wurde im Friseursalon Übler in Illschwang die Kundschaft bestens bedient. Doch nun ist Schluss. Am 29. November ist der letzte Öffnungstag. Chefin Else Stadelmann hat die Altersgrenze, um Rentenanspruch zu haben, erreicht.

Im Jahr 1954 hat Rudolf Übler, in seinem Elternhaus am Maurerberg (damals Hausnummer 31a) das erste Friseurgeschäft in Illschwang eröffnet. In einem relativ kleinen Raum gab es damals einen Bedienungsplatz und drei Wartestühle für die Kundschaft.

Im Jahr 1933 geboren erlernte er beim damaligen Innungsobermeister Töpfer in Rosenberg das Handwerk des Herrenfriseurs. Nach der Lehrzeit blieb er dort noch als Geselle. Mit 21 Jahren machte er sich selbstständig und eröffnete in Illschwang den Salon.

Die Männer von Illschwang und aus der näheren Umgebung waren glücklich, dass sie sich erstmals im neuen Geschäft die Haare schneiden lassen konnten. Der Salon war von Anfang an gut besucht. Damals gab es noch keine offiziellen Öffnungszeiten. Auch am Sonntag, nach dem Kirchgang, konnte man Rudolf Üblers Dienste in Anspruch nehmen. Nachfragen zum Haare schneiden kamen auch aus dem Bereich der Gemeinde Birgland. Zwei Mal in der Woche war er, jeweils ab 18 Uhr, im ehemaligen „Hiadhäusl“ tätig.

1959 heiratete er Erna Hartmann aus Gunthersrieth (Landkreis Nürnberger Land). Sie stammte aus einem Betrieb, in dem der Hopfenanbau, den Schwerpunkt bildete. Nachdem sich Rudolf und Erna kennengelernt hatten, riet ihr ihr Vater, sie solle eine Ausbildung zur Damenfriseurin machen. Diesen befolgte Erna auch und begann im Salon Bruckner in Hersbruck eine entsprechende Ausbildung, die sie mit der Gesellenprüfung erfolgreich abschloss. So gab es ab diesem Zeitpunkt in Illschwang auch ein entsprechendes Angebot für die Damen. Da das Geschäft für beide Bereiche zu klein war, erfolgte 1959 eine Vergrößerung. Für die Damen entstanden zwei Bedienplätze.

Einen Einschnitt bedeutete für die beiden das Jahr 1972. Sie erwarben das ehemalige evangelische Schulhaus, direkt an der Hauptstraße gelegen. Nach erneuten Umbaumaßnahmen erfolgte der komplette Umzug von Geschäft und Wohnung in das neue Zuhause. 1974 gab es dann im Salon fünf Bedienplätze und einen Wartebereich. Bis 1983 meisterten Rudolf und Erna Übler die Arbeit dort allein.

Ihre Tochter Else erlernte im Salon Renner in Amberg das Friseurhandwerk. Nach ihrer Lehr- und anschließenden dreijährigen Gesellenzeit legte sie 1983 erfolgreich die Meisterprüfung ab. Ab 1.Mai 1983 war sie von ihren Eltern fest im Salon in Illschwang angestellt. Die Kundschaft wuchs, so dass auch dieses Geschäft zu klein wurde. 1984 startete der nächste Umbau. Der Salon, so wie er heute noch ist, wurde auf neun Bedienplätze erweitert.

Mit diesem Schritt brauchte man zusätzliches Personal. Im Gespräch mit den Oberpfalzmedien erzählte Else Stadelmann, dass zunächst eine Teilzeitkraft hinzukam. Es folgten Jahre, in denen immer wieder Lehrlinge ausgebildet wurden. Diese fanden, nach Ende der Lehrzeit, hier ihre Weiterbeschäftigung. Der letzte Lehrling, der ausgebildet wurde, blieb als Friseurin bis 2020 dem Betrieb treu. Insgesamt waren es sieben Damen, die im Salon Übler das Friseurhandwerk erlernten. Zwei von ihnen machten die Meisterprüfung und gingen in die Selbstständigkeit. Auch damals sei es schon schwer gewesen, gutes Personal zu finden. Da der Salon einen guten Ruf hatte, gelang es trotzdem, immer wieder gutes Personal zu finden. Außer den drei Familienmitgliedern waren zwei Vollzeit- und vier Teilzeitkräfte beschäftigt.

1988 bekam Rudolf Übler den Goldenen Meisterbrief verliehen. 10 Jahre später erfolgte die Übergabe an Tochter Else. Die Eltern arbeiteten solange es gesundheitlich möglich war, im Betrieb mit. Erna verstarb 2002, Rudolf 2005.

Im Gespräch betonte Else Stadelmann, dass sie mit ihrem Personal ein stets familiäres Verhältnis pflegte. Wörtlich sagte sie: „Ich hatte mit meinen Mädels eine gute Zeit. Es machte Spaß, mit ihnen, im Team zusammenzuarbeiten. 2018 bekam auch sie den Goldenen Meisterbrief. Die Weiterbildung des Personals war ihr stets sehr wichtig. Dies sei auch der Kundschaft zugutegekommen.

„Alles lief wie am Schnürchen“, so die Chefin des Salons, „bis 2020 das Monster Corona kam.“ Anfang 2020 musste, auf Grund staatlicher Verordnungen, das Geschäft von heute auf morgen für sechs Wochen geschlossen werden. Nach der Wiederöffnung gab es eine Vielzahl von Verordnungen, die umgesetzt werden mussten. Bis zu diesem Zeitpunkt war keine Terminvereinbarung erforderlich, jetzt aber schon. Dies bedeutete für die Kundschaft eine erhebliche Umstellung. Vom Dezember 2020 bis Ende Februar 2021 musste erneut für 12 Wochen geschlossen werden.

Die gesamte Situation hatte auch Auswirkungen auf das Personal. Während der Pandemie durften keine Schwangeren arbeiten, so fielen zwei Vollzeitkräfte weg. Auch die Teilzeitkräfte wurden, wegen gesundheitlicher und familiärer Gründe, weniger, somit blieben nur mehr sie und Friseurin Monika Pickel übrig.

Beide beschlossen, dass der Salon nur mehr an drei Tagen die Woche geöffnet ist, ein weiterer Einschnitt für die Kunden. Sie hielten dem Geschäft trotzdem die Treue. Else und Monika meisterten die Situation souverän.

Ein Problem bestand darin, dass es in der Familie niemand gab, der Else Stadelmanns Nachfolge hätte antreten können. Außerdem äußerte sie sich sehr kritisch bezüglich der immer mehr ausufernden Bürokratie mit den vielen Vorschriften. Diese habe in ihr, unter Einbeziehung ihres Alters, die Entscheidung, wenn auch schweren Herzens, leichter gemacht, den Salon, mit dem letzten Öffnungstag am 29. November, endgültig zu schließen.

Am Schluss des Gesprächs standen umfassende Dankesworte. Sie erwähnte ihre Eltern, welche ihr die Möglichkeit zu dieser geschäftlichen Laufbahn geebnet hatten, ihrem Mann, der ihr mit Rat und Tat zur Seite stand, ihrem Bruder, der ihr die Angst vor dem Computer nahm, ihrer Schwägerin, die sich jeden Samstag, wenn sie im Geschäft sein musste, ihre Kinder betreute. Ansonsten hätte sie ihren Beruf und die Führung des Salons nicht, in dieser Form, ausüben können.

Der größte Dank gelte ihrem Personal und ihren zahlreichen Kunden, die teilweise jahrzehntelang ihr die Treue hielten. Ein kleiner Trost sei es ihr, dass ihre letzte Mitarbeiterin Monika Pickel, ab dem 1.Dezember dieses Jahres, in Illschwang einen Kleinbetrieb im Friseurhandwerk eröffnet.

Das Gespräch mit ihr endete mit einer Aussage über ihren Beruf „Als Friseurin zu arbeiten war meine große Leidenschaft“ und zitierte einen Ausspruch von Peggy Glas, die als Friseurmeisterin schon Fachmessen nicht nur in Europa, sondern weltweit besucht hat: „Das schönste Kleid, das wir tragen, ist unser Haarkleid.“

von Norbert Weis