Zeitzeugin Frieda Dehling erzählt von der Gründung und von den Anfängen beim Gartenbauverein Illschwang

Zeitzeugin Frieda Dehling erzählt von der Gründung und von den Anfängen beim Gartenbauverein Illschwang

1985 war die damalige Ortsbäuerin Frieda Dehling entscheidend an der Wiedergründung des Gartenbauvereins Illschwang beteiligt. Am Samstag, 29. März feiert der Verein, um 16 Uhr im Landhotel Weißes Ross sein 40-jähriges Bestehen.

Das Jubiläum war für die Oberpfalzmedien ein willkommener Anlass, sich mit der 90-jährigen Schöpfendorferin, über die Anfänge und die ersten Jahre im Vereinsleben zu unterhalten. Im Gespräch merkte man Frieda die Freude an, über diese Zeit Interessantes zu erzählen.

Bereits 1892 hatte es in Illschwang einen Obstbauverein gegeben. Trotz schwieriger Zeit überdauerte er den 2.Weltkrieg, aber 1967 erfolgte seine Auflösung. Auf Initiative von Frieda erfolgte im Februar 1985 die Wiedergründung. 43 Mitglieder wählten sie damals zur 1.Vorsitzenden.

Im Gespräch erinnerte sie sich, wie es zur Wiedergründung kam. In den achtziger Jahren stand in der Gemeinde die Flurbereinigung an. Im Vorfeld, so Frieda, gab es für alle eine Informationsversammlung der Direktion Regensburg, welche für Flurbereinigung und Dorferneuerung zuständig war. Dabei gab es den Vorschlag, als eine besondere Maßnahme, beim Kriegerdenkmal einen Backofen zu bauen, der auch genutzt werden sollte. Als damalige Ortsbäuerin war Frieda stark dagegen. „Ich muss ständig zwei Kilometer zwischen Schöpfendorf und Illschwang unterwegs sein, um dort Brot zu backen.“

Die Verantwortlichen der Flurbereinigungsdirektion hatten einen weiteren Vorschlag parat. Nachdem es in Illschwang einen Hopfenstadel gibt und der frühere Bäckermeister und Hopfenhändler Johann Georg Haas sein „grünes Gold“ dort lagerte und trocknete, entstand die Idee, ein kleines Hopfenfeld zu schaffen.

Dies gefiel der Ortsbäuerin. Sie sagte ihre Unterstützung zu, wohlwissend, dass sie im Frankenland Verwandtschaft hatte, welche mit dem Hopfenanbau bestens vertraut waren. Ihr war auch klar, dass sie, für die Verwirklichung zahlreiche Unterstützung brauchte. Sie lud 1985, in Absprache mit der Gemeinde, zur Gründung eines Gartenbauvereins ein.

 

In den Anfangsjahren des Vereins packte die Vorsitzende mit ihrem Stellvertreter Uli Gerlach, schon einige wichtige Aktionen an. Dazu gehörte 1986 ein Baumschneidekurs und das richtige Vorgehen beim Pflanzen eines Baumes. Zwei Jahre später pflanzten die Mitglieder im Propsteigarten 40 Obstbäume. Zu geselligen Veranstaltungen zählten von Anfang an Hutzaabende, bei denen von Frieda Dehling selbst ausgebuttert wurde. 1989 war der Verein beim Festzug, aus Anlass des 100-jähriges Bestehens der FF Illschwang, mit einem Gespann vertreten. Auf dem, mit reichlichen Blumen, geschmückten Wagen, saßen als Gartenzwerge gekleidete Kinder.

Für mustergültige Dorferneuerung bekam die Gemeinde Illschwang und die beteiligten Flurbereinigungsgemeinschaften vom damaligen Landwirtschaftsminister Simon Nüssl 1990 den Bayerischen Staatspreis verliehen. Die Prämie bestand darin, zur Erinnerung an die Tradition des Hopfenanbaus in der Region einen kleinen Hopfengarten zu errichten.

In den nächsten Jahren war nun Frieda in besonderer Weise gefordert. Die anfallenden Arbeiten meistere sie mit Bravour. Dazu passt bestens ein Gedicht, welches der Gartenbauverein Illschwang, aus Anlass ihres 65. Geburtstags, erschien. Darin heißt es: „Sorgt Tag für Tag sich im Gemüte, wie sie des Hopfens Blüte hüte, zupft ihn dann später von den Stangen und lässt ihn zur Brauerei gelangen.“

Die Vorsitzende wurde zum ersten Ansprechpartner der Gemeinde. Eine der ersten Schritte war eine passende Fläche. Ein ca. 1000 Quadratmeter großer Bereich, im Besitz der katholischen Kirche, wurde für 100 Jahre von der Gemeinde gepachtet. Frieda war, von Anfang an, die Fläche zu groß. Mit dieser Meinung konnte sie sich nicht durchsetzen. Letztendlich waren es dann 107 Stöcke, die es zu pflanzen galt.

Frieda hatte, in diesem Zusammenhang, noch eine Idee, nämlich einen Teil der Fläche als Blumenwiese zu verwenden. „Die Kirche braucht, für den Schmuck, bei den Gottesdiensten, jedes Wochenende sieben Blumensträuße,“ sagte sie.

Die Gemeinde war damit einverstanden. Dies bedeutete aber auch viel Arbeit für sie und ihren Ehemann Leonhard. Weitgehend selbst haben die beiden, in echter Handarbeit, mit dem Spaten die Fläche für die Blumenwiese bearbeitet. Eine große Hilfe beim Hopfenfeld war ihnen Wilhelm Kunert aus Haar, der mit seinem Pferd, als Helfer, kam. Frieda und Leonhard hängten den Pflug an, um für passende angehäufte Beete zu sorgen. Dies war doch eine große Arbeitserleichterung.

 

Die Sorte „Perle“ galt damals als Zukunftshopfen. Mit Helfern aus dem Gartenbauverein ging es an das Einpflanzen. Am Anfang waren es Bohnenstangen, an denen die Reben hinaufklettern sollten. Der Hopfen, so Frieda, entwickelte sich gut, aber die Stangen waren zu schwach. So erfolgte ein Austausch: kräftige Holzstangen gegen die Bohnenstangen. Mit Hilfe eines Bohrers, an einen Bulldog gehängt, wurden die notwendigen Löcher geschaffen. Zur Bearbeitung des Hopfenfeldes hatte Frieda, von ihrer Verwandtschaft, spezielle Geräte besorgt. Damit die Stangen einen festen Stand hatten, organisierte man Eisenrohre, die im Boden fest verankert wurden.

Die Trocknung des Hopfens erfolgte zunächst auch bei den Verwandten, die passende Räumlichkeiten hatten. Ein großes Problem, so Frieda, bestand darin, dass die getrockneten Dolden weggeworfen werden sollten, weil es nicht um einen Siegelhopfen handelte. Eine gute Bekannte gab ihr einen Tipp: „In Amberg san zwoa junge Leit, die am Balkon Bier brauen.“

Frieda ging dem nach und nahm Kontakt mit dem Bräu Arno Diener auf. Er kam nach Illschwang, um sich ein Bild zu machen. Entscheidende Bedingung war für ihn, dass der Hopfen nicht gespritzt ist. Die Vorsitzende ging darauf ein und somit war ein Abnehmer für den Biohopfen gefunden. Seitdem gibt es das Illschwanger Hopfenbier.

In den ersten Jahren arbeiteten die Helfer aus dem Verein mitten im Hopfenfeld. Dort standen überall die Stangen. Auf Stühlen sitzend wurde die Reben heruntergezogen und die Dolden geerntet. Am Anfang gab es noch wenig Pflücker, doch im Laufe der Jahre nahm ihre Zahl immer mehr zu. Es war eine anstrengende Tätigkeit. In unmittelbarer Nachbarschaft entstand zum Ausruhen eine Sitzgruppe mit einer Eiche als Schattenspender.

Neben dem Bayerischen Staatspreis hatte die Gemeinde für die Dorferneuerung noch den Europa Nostra Preis und den Europäischen Dorferneuerungspreis bekommen. All dies machte Illschwang weithin bekannt. In vielen Städten und Gemeinden entstand der Wunsch, sich diesen Ort genauer anzusehen. Viele Busse steuerten das prämierte Dorf an. Frieda erreichte als Führerin der Gäste sehr große Bekanntheit. In ihrer unnachahmlichen Art, den Oberpfälzer Dialekt inbegriffen, führte sie die Gruppen durch Illschwang. Das Erzählen von Witzen, passende Anekdoten und das Singen eines Lieds in der Kapelle des Pfarrzentrum Patrona Bavariae gehörten stets dazu.

Bis 2002 war Frieda Dehling 1.Vorsitzende des Gartenbauvereins. Für ihre großen Verdienste wurde sie zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Ihre Nachfolge trat Herbert Nägerl an. Die weiteren Vorsitzenden waren Lorenz Geitner und danach Wolfgang Stowasser.

von Norbert Weis