Pressekonferenz zur Vorstellung der alternativen Planugsvarianten

Pressekonferenz zur Vorstellung der alternativen Planugsvarianten

Vorstellung    Planungsentwurf Bahnstromversorgung Nordostbayern      Neukirchner Hof, 23.11.2020

Den Planungsentwurf als PDF finden Sie hier: Planungsentwurf Bahnstromversorgung NOB V1

Der aktuelle Planungsstand der Deutschen Bahn zur Bahnstromversorgung der Elektrifizierung der Bahnstrecken Regensburg-Hof, Nürnberg-Marktretwitz und Nürnberg-Schwandorf sieht nach wie vor den Neubau einer Hochspannungsleitung mit einer Gesamtlänge von 220km quer über die Hersbrucker- und Oberpfälzer Alb sowie durch den Naturpark Veldensteiner Forst vor. Diese Bahnstromtrasse wird von den betroffenen Bürgern, Naturschutzorganisationen, Kommunen und Politikern über alle Parteigrenzen hinweg wegen des immensen Eingriffs in Natur und Landschaft vor allem deswegen vehement abgelehnt, weil es alternative Lösungen dazu gibt.

Der Etzelwanger Elektrotechnikingenieur Gerhard Pirner hat nun auf Anregung von MdL Dr. Harald Schwartz, der Interessengemeinschaft „Bahnstrom – so nicht“ und folgender Kommunen

Landkreis Amberg-Sulzbach

Kreisfreie Stadt Amberg

Stadt Sulzbach-Rosenberg

Gemeinde Illschwang

Gemeinde Neukirchen b. Sulzbach-Rosenberg

Gemeinde Etzelwang

Gemeinde Weigendorf

Gemeinde Ammerthal

Gemeinde Kümmersbruck

Gemeinde Pommelsbrunn

eine eigene, umfassende Planung entworfen, die verschiedene Alternativen zur beabsichtigten Hochspannungsleitung der Deutschen Bahn aufzeigt.

Der Planungsentwurf erläutert auf 35 Seiten wissenschaftlich fundiert zunächst die technischen Grundlagen und Besonderheiten der Bahnstromversorgung mit der Sonderfrequenz von 16,7 Hz in Deutschland. Der überwiegende Teil Bahnstrecken wird aus dem zentralen 110kV-Netz der DB mit einer Gesamtlänge von 7800 km versorgt, es gibt aber auch große Gebiete die dezentral über Umrichterstationen aus dem öffentlichen Netz gespeist werden. Auch auf die Besonderheit des gelöschten Netzes, welches eine automatische Löschung von Erdschlüssen ermöglicht, wird eingegangen. Die Gesamtkapazität des gelöschten Netzes hat nach Expertenmeinung und auch nach eigen Aussagen der DB eine Grenze erreicht, die sowohl eine Erdverkabelung unmöglich macht, aber auch keine Erweiterungen des Freileitungsnetzes erlaubt.

Interessant ist auch die Betrachtung zum Energiemix, der laut DB aktuell einen Ökostromanteil von 60% aufweist, und der Strombeschaffung der DB. Bei einer über den Tagesverlauf schwankenden Gesamtleistung zwischen 1200 MW und 1500 MW werden konstant 400 MW aus dem neuen Kohlekraftwerk Datteln 4 eingespeist. Da der Fernverkehr (ICE) mit 100% Ökostrom versorgt wird, bleibt für den Güterverkehr nur Kohlestrom übrig. Damit erklärt sich auch die Tatsache, dass die DB Energie GmbH ein großes Interesse daran hat, den Bahnstrom für Nordostbayern über eigene Leitungen zu liefern, statt ihn dezentral von den örtlichen Versorgern einzukaufen.

 

Es wurden drei unterschiedliche Planungsvarianten als Alternative zur Bahnstromtrasse der DB erarbeitet:

    • Variante A: Dezentrale Einspeisung über Umrichterstationen in Hohenstadt, Schnabelwaid, Irrenlohe und Wiesau. Die Variante wird nach wie vor von der DB als nicht funktionsfähig bezeichnet. Man könne nur einzelne Umrichter so wie im Allgäu, aber keinesfalls vier zusammenhängende Umrichter betreiben.
    • Es liegt jedoch ein Gutachten der renommierten „Bahnstromuniversität“ Dresden vor, welches bestätigt, dass sogar der Betrieb des gesamten Bahnstromnetzes in der BRD dezentral mit bis zu 180 Umrichtern technisch möglich wäre.
    • Die Versorgung der Umrichter wird durch 110 kV‑Leitungen des öffentlichen Netzes sichergestellt, die sich jeweils in unmittelbarer Nähe der Umrichterstandorte befinden.
  • Variante B: Zentrale Einspeisung in die Bahnstromleitung Regensburg-Wiesau, dezentraler Umrichter in SchnabelwaidDiese Lösung kann die DB nicht als nicht machbar bezeichnen, da der einzelne Umrichter in Schnabelwaid genau der Lösung im Allgäu entspricht.
    • Bei dieser Lösung würde zwar eine neue Bahnstromleitung von Regensburg bis Wiesau, eventuell unter Mittführung auf bestehenden Leitungen, gebaut aber eine Leitung über die Alb und durch den Veldensteiner Forst wäre überflüssig.
  • Variante C: Galvanische Trennung des Bahnstromnetzes, Erdverkabelung durch sensitive GebieteDiese Lösung wurde von der DB als funktionsfähig bezeichnet.
  • Diese Variante sieht vor das neue Bahnstromnetz wie von der DB gewünscht zu realisieren, aber durch Netzkupplungen (Trenntrafos) in Ottensoos und Burgweinting galvanisch zu trennen. Damit steht eine eigene Gesamtkapazität des neuen Netzes von 8000km zur Verfügung und es wird eine Erdverkabelung durch sensitive Gebiete möglich.

Dieser Planungsentwurf wurde mittleiweile durch Dr. Harald Schwartz dem Bayerischen Wirtschaftsministerium, Abteilung Raumordnung, zur Begutachtung vorgelegt und es findet am 25.11.2020 eine weitere Besprechung im Maximilianeum statt.

Weiterhin soll ein externes wissenschaftliches Gutachten zu den alternativen Vorschlägen in Auftrag gegeben werden. Die DB hält jedoch bis dato immer noch an ihrer Trassenplanung fest.