Rückblick auf die 900 jährige Geschichte von Illschwang

Rückblick auf die 900 jährige Geschichte von Illschwang

An diesem Wochenende hätte der Ort Illschwang sein 900-jähriges Bestehen nachfeiern können. Eigentlich wäre 2020 das eigentliche Jubiläumsjahr, doch verhinderte die Coronapandemie da schon die Durchführung des Festes. Im nächsten Jahr wird es keinen neuen Anlauf mehr geben, das Jubiläum doch noch nachzufeiern. Somit müssen das historische Lagerleben mit dem Stiber Fähnlein, ein Familiennachmittag mit historischen Kinderspielen, eine Märchenstunde mit Tanja Weiß, ein Markttreiben, ein Bürgerschießen -ausgerichtet vom Illschwanger Schützenverein, ein Kanonenschießen mit der Amberger Stadtwache und eine Abendserenade mit verschiedenen einheimischen Chören, sowie ein von Armin Hase inszeniertes Feuerwerk entfallen.

Dies bedauert der 1.Bürgermeister Dieter Dehling sehr. Gemeinsam mit Ortsheimatpfleger Richard Koller traf er sich mit den Oberpfalzmedien zu einem Pressetermin im Rathaus, um der Bevölkerung interessante Einblicke in die bewegte Geschichte Illschwangs zu geben. Koller ist seit 2014 als Heimatpfleger tätig. In dieser Zeit hat er bereits mit der Aktion „Schilder mit alten Hausnamen“, sowie zwei Kalendern mit historischen Motiven besondere Akzente gesetzt. In einer der letzten Gemeinderatssitzungen bot er sich an, die umfassenden Ordner mit geschichtlichem Gemeindebezug neu zu archivieren. Beim Neujahrsempfang 2020 war die Amberger Stadtwache mit dabei, um einen besonderen Einstieg in das Festjahr zu geben. Doch sollte es, bedingt durch Corona, letztlich nicht zu den Festlichkeiten kommen.

Man gehe, bezüglich der ersten Besiedlung, auf Grund des Ortsnamens und auch der Sage von der Teufelskanzel, um ca. des achten Jahrhunderts aus. Die bekannte Sage (Schaubilder befinden sich heute noch davon auf der Empore der Pfarrkirche) erzählt davon, dass es den Heiligen Wunibald als Illschwanger Missionar gegeben haben soll. Sein Bruder, der heilige Willibald, wurde zum ersten Bischof in der Diözese Eichstätt. Die Missionierung unserer Gegend fand zwischen 736 und 748 statt. Der Name „Illschwang,“ so Dieter Dehling, kann auch von der Endung „wang“ abgeleitet werden, was übersetzt „Rodung an einem begrasten Hang“ bedeutet. In Bayern wurden viele, die diesen Namensteil enthalten, in diesem Zeitraum gegründet. Der Namensbeginn „Ill“ könne vom Namen des Gründers, einem „Illi“ abgeleitet sein.

Die mutmaßlich erste schriftliche Erwähnung von Illschwang ist in einem Buch des Klosters Reichenbach am Regen zu finden. Dort kommt dieser Name vor. Es wird dabei von einer Gründung im Jahr 1120 geschrieben. Diese Jahreszahl wird deshalb als Begründung der 900 Jahrfeier angesehen. Das Wappen der Gemeinde, so wie es jetzt aussieht, weist auf die Ursprünge des Dorfes hin. Ortsheimatpfleger Richard Koller erzählt, dass der dort abgebildete Drache die fast 700 jährige Verbindung mit dem Kloster Reichenbach zum Ausdruck bringt. Dieses Bild geht auf das Wappen des Klostergründers Margraf Diepold III. zurück, der 1120 im Besitz von Illschwang war und dieses an Reichenbach schenkte. Die Lilie im unteren Wappenteil ist dem Wappen des Klosters Kastl entnommen. Dieses besaß seit spätestens 1139 das Zehentrecht in der Pfarrei Illschwang. 1325 wurde ihm die Pfarrei IIIschwang einverleibt. Noch im 12.Jahrhundert, so Koller, errichteten die Reichenbacher Mönche die heutige Kirche St.Vitus mit dem charakteristischem romanischen Turm. Das Kirchenschiff wurde 1700 nach den Plänen Wolfgang Dientzenhofers umgebaut und erweitert. Das Recht zur Besetzung der Pfarrstelle hatte das Kloster Kastl.

Der Abt des Klosters Reichenbach wurde in Illschwang durch einen Propst vertreten. Der Streit um deren Zuständigkeit zwischen dem Großherzogtum Sulzbach, der kurpfälzischen Regierung in Amberg und der vom Propst reklamierten Selbstständigkeit überdauerte die Jahrhunderte. Das Ende der alten Propsteiverwaltung 1803, im Zuge der Säkularisation markierte den Beginn einer neuen Ordnung. Das „Propsteischlösschen“, so der Ortsheimatpfleger, ist jetzt der katholische Pfarrhof.

Reformation und Gegenreformation haben Illschwang bis in die Gegenwart hinein geprägt. 1543 sei die lutherische Reformation von Sulzbach her vorgedrungen. 1627 habe sich von Neuburg aus die Gegenreformation durchgesetzt. 1652 wird schließlich durch einen Vergleich das Simultaneum eingeführt, das heißt: es wurden die gemeinsame Kirchenbenutzung und die Teilung des Kirchenvermögens geregelt. Selbst nach dem Westfälischen Frieden, welcher das Ende des 30-jährigen Krieges bedeutet, ging das Ringen in Illschwang weiter.

Illschwang, so 1.Bürgermeister Dehling, könne auf eine bedeutende geschichtliche Tradition zurückblicken. Im Zentrum des Ortes steht auf einem Hügel die Pfarrkirche St. Vitus, Sie ist umgeben von einem Friedhof und war früher die Wehranlage des Dorfes. Der Wehrturm mit seinen Schießscharten zeugt noch heute davon. Beim alten Kerndorf mit den Fachwerkbauten handelt es sich um ein besonderes Ensemble, welches unter Denkmalschutz steht. 1992 habe Illschwang den Europäischen Dorferneuerungspreis, unter dem damaligen 1.Bürgermeister Karl Burger, erhalten für das erfolgreiche Bemühen, den unverwechselbaren Charakter des alten Dorfes zu bewahren. Bereits 1989 habe es den Bayerischen Staatspreis für mustergültige Dorferneuerung erhalten. Von der Prämie wurde ein Hopfenmuseum eingerichtet und ein Hopfengarten angelegt. Alljährlich werde beim Hopfenfest, so Richard Koller, original Illschwanger Hopfenbier ausgeschenkt. Illschwang ist heute ein beliebter Fremdenverkehrsort. Zur gleichnamigen Gemeinde gehören 32 Ortschaften, die sich auf einer Fläche von ca. 55 Quadratkilometern. Durch die Schaffung neuer Baugebiete ist die Einwohnerzahl in den letzten Jahren deutlich angestiegen.

Text und Bilder Norbert Weis