09 Jul Segnung von Kühen und Kälbern in Hermannsberg
Ein nicht alltägliches Ereignis gab es am Sonntagnachmittag (7.Juli) im Kuhstall von Christian und Marion Graf in Hermannsberg bei Illschwang. Pfarrer Johannes Arweck segnete die Kühe und Kälber.
Der Zufall wollte es, dass ca. eine Stunde, vor Beginn der Segnung, ein gesundes, kräftiges Kälbchen das Licht der Welt erblickte. Christian Graf hatte spontan eine Idee. Er dachte sich: „Wenn der Pfarrer schon da ist, kann er sich gleich aktiv betätigen.“
Johannes Arweck fiel die Aufgabe zu, dem Neugeborenen, mit einem Nuckeleimer erstmals Milch zum Trinken zu geben. Nach leichtem Zögern war er von dem Vorschlag durchaus angetan. Christian Graf melkte mit der Hand zunächst die Mutterkuh. Es kam eine schöne Menge an Milch zusammen. Das Kälbchen zog er hinter dem Gitter hervor, verfrachtete es in einen Schubkarren und brachte es in ein vorbereites Iglo, das mit Stroh ausgelegt war.
Nun war der Pfarrer an der Reihe. Johannes Arweck und das Kälbchen fassten schnell Vertrauen ineinander. Arweck zeigte Geschick beim Tränken. Sein freudestrahlendes Gesicht machte deutlich, dass er viel Spaß an der ihm angetragenen Aufgabe gefunden hatte. Der Durst des Neugeborenen war so groß, dass Christian Graf noch Nachschub holen musste. Arweck, der mitten in der Stadt Passau aufgewachsen ist, gefiel es im Kuhstall so gut, dass er, mit großem Interesse, bis in den Abend hinein, die Arbeiten verfolgte.
Begonnen hatte der Nachmittag mit einer kurzen Segensandacht, zu der sich neben den Hofbesitzern Tochter Theresa, die Seniorlandwirte Alfons und Irmgard, sowie Christians Bruder Daniel eingefunden hatten. Danach ging es zur Segnung zunächst in den Kuhstall und danach in die Kälberstallung. Theresa Graf übernahm die Rolle der Ministrantin. Pfarrer Arweck hatte einen großen Pinsel dabei und sparte auch nicht mit Weihwasser. Zurzeit befinden sich dort 75 Kühe und in etwa die gleiche Zahl an weiblicher Nachzucht.
Im Gespräch mit Oberpfalzmedien kam Johannes Arweck auf die Bedeutung von Tiersegnungen zu sprechen. Er nahm Bezug zur Schöpfung als wichtigem Thema im Christentum. Tiere und Menschen haben schon seit Jahrhunderten auf engem Raum zusammengelebt. Als Beispiel nannte er Wohnstallhäuser, wo sich die Ausübung eines Handwerks, die Haltung von Tieren und der tägliche Alltag in einem Zimmer abspielten. Im Alten Testament, so Arweck, stehe das Gebot des guten Umgangs mit Tieren und dass diese nicht ausgenutzt werden dürfen. Sie seien Geschenke der Schöpfung. Tiersegnungen haben in der Kirche schon lange Tradition. In einem Segen stecken stets gute Wünsche. Gott wünsche sich Schutz auch für Menschen, die sich um sie kümmern. Hinter dem Weihwasser stecke zum einen der Schutz des Lebens, aber auch der Wunsch, dass neues Leben heranwächst. Arweck erinnerte auch an den Heiligen Franz von Assisi, der mit Vögeln gesprochen und einen Wolf gezähmt hatte.
Christian und Marion Graf betonten, dass sie ihre Kühe und Kälber als Familienmitglieder sehen, wo jedes einen Namen hat. Beide sprachen, in diesem Zusammenhang, von einer Lebensgemeinschaft. Marion, welche die meiste Zeit des Tages im Stall verbringt (Christian ist auch als Besamungstechniker unterwegs) erzählte, dass sie sich viel mit den Tieren unterhält, was diesen gut tue. Einerseits gebe es große Freude, wenn ein Kälbchen gesund auf die Welt kommt, anderseits aber auch Trauer, wenn von einer Kuh oder einem Kalb Abschied genommen werden muss.
Schon vor zwei Jahren tauschten sich Christian Graf (Er ist Kirchenpfleger in Götzendorf) und Pfarrer Johannes Arweck über die Idee aus, die Tiere im Stall am Bartlbauernhof in Hermannsberg zu segnen. Vor kurzem griff Graf das Thema wieder auf. Es wurde konkret, als die beiden einen festen Termin dafür vereinbarten. Dies war nun am Sonntag der Fall.
Text und Foto Norbert Weis