19 Aug Umzug des Gemeindearchivs Illschwang von der Grundschule in das alte Rathaus
Mit dem Umzug von der Grundschule in das Obergeschoss des alten Rathauses gibt es jetzt gute Möglichkeiten das Archiv der Gemeinde Illschwang zu nutzen. Ortsheimatpfleger Richard Koller übernahm diese Aufgabe.
Im Gespräch mit den Oberpfalzmedien schilderte er, wie er zu diesem Amt kam, welche Arbeiten er bereits in den neuen Räumlichkeiten durchgeführt hat und welche Herausforderungen in Zukunft auf ihn zukommen.
Richard Koller (62 Jahre), ein gebürtiger Illschwang, fand schon in jungen Jahren Interesse am politischen Geschehen. Von 2004 bis 2008 und dann wieder seit 2014 gehört er mittlerweile 14 Jahre zum Gemeinderat Illschwang.
Grundsätzlich war bei Richard Koller schon von klein an, Interesse an Geschehnissen vorhanden, die mit der Vergangenheit zu tun hatten. Daraus entwickelte sich, im Laufe der Jahre, die Neugierde, Ereignisse aus früherer Zeit zu hinterfragen. Als Koller 2014 gewählt wurde, gab es im Gemeinderat ein Problem. Es konnte kein Kandidat für das Amt des Ortsheimatpflegers gefunden werden. Schließlich sagte er zu, diese Aufgabe in Zukunft zu übernehmen. Koller fand recht schnell Freude an der für ihn neuen Herausforderung.
In die erste Periode seiner neuen Tätigkeit fielen die Planungen für die Feierlichkeiten zur 900-Jahrfeier Illschwangs im Jahr 2020. Ein großes Programm war zusammengestellt worden, doch sollte es zu vielen Events nicht kommen. Corona machte allen Planungen einen Strich durch die Rechnung. Übrig blieb nur, der Neujahrsempfang, dem durch das Mitwirken der Amberger Stadtwache ein besonderer Glanz verliehen wurde. Überlegungen, es 2021 noch einmal zu versuchen, waren, aus bekannten Gründen, zum Scheitern verurteilt.
Richard Koller entwickelte im Zusammenhang mit dem Jubiläum noch eine weitere Idee und setzte sie in die Tat um. Seit 2020 gibt es spezielle Jahreskalender mit wechselnden Themen aus der Gemeinde. Den Anfang machten alte Dorfansichten, gefolgt von Schulhäusern, Wirtshäusern und der Kirwa in Illschwang. Der aktuelle Kalender für 2024 hat die Kirwa in den auswärtigen Ortschaften zum Schwerpunkt.
2020 stand in Illschwang noch ein weiteres Jubiläum an: 200 Jahre Raiffeisenbank und speziell regional bezogen 125 Jahre Raiffeisenbank Illschwang. Für die Erarbeitung eines Festvortrags, mit geschichtlichem Hintergrund, war eine enge Zusammenarbeit zwischen Richard Koller und dem Vorstandsmitglied der damaligen Raiffeisenbank Sulzbach-Hahnbach Erich Übler erforderlich.
Ein großes Problem der letzten Jahre war das Archivwesen in der Gemeinde Illschwang. Diese Aufgabe war lange komplett vernachlässigt worden. Bücher, Schriften, Ordner, Bildmaterial und entsprechende amtliche Unterlagen befanden sich im ungeordneten
Zustand in einem Raum der Illschwanger Grundschule. Wenn ein Schriftstück aus der früheren Vergangenheit der Altgemeinden Illschwang, Augsberg, Angfeld, Bachetsfeld, Dietersberg und Götzendorf benötigt wurde, war es kaum möglich, dieses im ganzen Wirrwarr zu finden.
Diesen Zustand wollte Bürgermeister Dehling unbedingt ein Ende bereiten. Er führte verschiedene Vorgespräche mit dem Ortsheimatpfleger und machte ihm die drastische Situation deutlich. Nach einer Überlegungsphase erteilte Koller die Zustimmung, sich um das Gemeindearchiv zu kümmern und eine Veränderung dieses Zustands herbeizuführen. Er hatte sich unter anderem Gedanken gemacht, wo diese Unterlagen eine neue Heimat finden könnten. In der Grundschule gab es keine Möglichkeiten.
In dieser Situation kam es der Gemeinde zugute, dass in diesem Zeitraum die ehemalige Bäckerei Pollety zum neuen Rathaus umgebaut wurde. Der Umzug der Bediensteten an ihre neuen Arbeitsplätze erfolgte im August 2019. Somit stand das alte Rathaus leer. Nach einer umfassenden Sanierung dieses Gebäudes, welches zum mehrfach preisgekrönten Dorfensemble gehört, hatte es seit Mai 1978 als Arbeitsplatz für die Angestellten der VG Illschwang gedient. Mit dem Einzug des Archivs in das Obergeschoss des früheren Rathauses, sahen Bürgermeister und Ortsheimatpfleger eine gute Möglichkeit, das Gebäude auf Dauer sinnvoll zu nutzen.
In der Gemeinderatssitzung im September 2021 wurde das Vorhaben ausgiebig diskutiert. Die Räte fanden Gefallen an den Plänen und Richard Koller wurde einstimmig mit der Aufgabe betraut. Zunächst sichtete er das Durcheinander der Unterlagen in der Grundschule und machte sich Gedanken, wie er das Projekt angehen könnte. Er transportierte sämtliche historische Materialien in das alte Rathaus. Im Schulraum blieben nur mehr die aktuellen Sachen, die von den Bediensteten der Verwaltungsgemeinschaft immer wieder benötigt werden. Nun war es für sie ein Leichtes, entsprechende Schriftstücke zu finden.
Im neu geschaffenen Archiv im alten Rathaus ist für die früheren Altgemeinden Illschwang, Augsberg und Angfeld jeweils ein Raum reserviert. Von den übrigen früheren Altgemeinden sind relativ wenig Materialien vorhanden. Insgesamt findet man in den fünf Räumen Schriftstücke, welche bis zum Jahr 1818 zurückreichen. In den geordneten Unterlagen sind amtliche Mitteilungen enthalten, die für die jeweilige geschichtliche Epoche wichtig waren, so unter anderem vom Bayerischen Königreich, der Weimarer Republik, dem Dritten Reich, dem Bundesland Bayern, dem Regierungsbezirk Oberpfalz und dem damaligen Landkreis Sulzbach-Rosenberg. Eine besondere Herausforderung waren für Richard Koller die Altdeutschen Schriften. Diese lesen zu könne, stellte für ihn eine besondere Herausforderung dar. Nachdem die Unterlagen in die Regale verteilt waren, begann der Ortsheimatpfleger mit der digitalen Archivierung, was auch in Zukunft eine sehr zeitraubende Arbeit darstellen wird.
Einen besonderen Wunsch äußerte Koller am Schluss des Gesprächs mit den Oberpfalzmedien. Er betonte: „Sollte jemand aus dem Bereich der früheren Altgemeinden Materialien, Bilder oder sonstig historisch Interessantes zu Hause haben, würde ich mich freuen, wenn er dies für das Archiv zur Verfügung stellt oder die Anfertigung von Kopien ermöglicht.“ Die jeweiligen Personen sollten sich im Rathaus melden oder direkten Kontakt zu Richard Koller aufnehmen.
Im Zusammenhang mit der zukünftigen Nutzung des Erdgeschosses im alten Rathaus, gab es vom 2.Bürgermeister Benjamin Hiltl Neuigkeiten. Illbirgis Klimperkiste wird ab September in einem Teilbereich sein neues zu Hause haben. Dort finden dann der Musikunterricht und die Chorproben statt. Bedingt durch den starken Anstieg an Kindern im neuen Schuljahr an der Grundschule im Bereich der Mittagsbetreuung, muss der bisherige Raum, in dem die Klimperkiste und der Männergesangverein Illschwang bisher musikalisch aktiv waren, für diesen Zweck zukünftig genutzt werden. Bezüglich der übrigen Fläche im Erdgeschoss gibt es inzwischen eine Vereinbarung zwischen der Gemeinde und einem Interessenten.
Tex und Foto: Weis Norbert